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Craig Thompson: HABIBI (Reprodukt, 672 Seiten, 39 Euro)

Sechs Jahre nach dem international erfolgreichen und vielfach preisgekrönten „Blankets“ legt Craig Thompson endlich seine mit Spannung erwartete Graphic Novel „Habibi“ vor – ein modernes Märchen aus 1001 Nacht: Vor einer fantastischen Kulisse aus orientalischen Wüstenlandschaften, märchenhaften Harems und der allgegenwärtigen Kluft zwischen „Erster“ und „Dritter Welt“ erzählt „Habibi“ die bewegende Geschichte von Dodola und Zam – zwei Sklavenkindern, die der Zufall eint, das Schicksal auseinander reißt, und deren tiefe Liebe zueinander allen Widrigkeiten zum Trotz überdauert.

Craig Thompson ist bisher der einzige Zeichner und Autor, der in einem Jahr bei allen drei der größten und wichtigsten Comicauszeichnungen der USA (Harvey-, Eisner- und Ignatz-Awards) jeweils in zwei unterschiedlichen Kategorien ausgezeichnet wurde. Vielschichtig, mitreißend und in Bildern von opulenter Pracht ist nun auch sein jüngster Geniestreich „Habibi“ eine außergewöhnliche, epische Liebesgeschichte, eine eindringliche Parabel über das gemeinsame Erbe von Islam und Christentum und allem voran eine Ode an die Magie des Geschichtenerzählens, die zurecht in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Absolut lesenswert!

Anna

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Joann Sfar & Emmanuel Guibert: „Die Tochter des Professors“, Bocola, 64 Seiten, 14,90 Euro

Schon etwas länger erschienen, aber leider noch nicht viel beachtet ist dieser kleine, aber feine Gruß aus franko-belgischer Feder. Denn diese romantische und amüsante von Joann Sfar getextete und von Emmanuel Guibert gezeichnete Graphic Novel ist ein kleines Meisterwerk! Einziger Kritikpunkt ist lediglich die geringe Seitenzahl im großformatigen Hardcover-Band. Dieses Werk steht eben unter dem Motto: Klasse statt Masse, denn Qualität setzt sich durch.

Zum Inhalt: Imhoteps Leben erscheint zunächst wie eine Sackgasse: Wie soll man – verloren im nebligen London des 19. Jahrhunderts und seit drei Tausend Jahren mumifiziert – um die Hand von Miss Liliane, der Tochter des Professors, anhalten? Und doch ist Imhotep, seines Zeichens ägyptischer Fürst, zuversichtlich, denn auch Liliane hegt tiefere Gefühle für ihn. Wahnsinnig verliebt und zu allem entschlossen beschließt das ungleiche Paar das verrufene Ufer der Themse zu verlassen, um an die sonnigen Gestade des heimatlichen Nils zurückzukehren. Doch als das Schicksal und Ihre gnädige Majestät, die Königin Victoria, dazwischenkommen, wird alles so verzwickt, dass sich Imhotep plötzlich nur noch nach der Ruhe seines Sarkophags zurücksehnt. Letztlich kommt ohnehin alles anders, als erwartet…

Von Anna

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Enki Bilal: „Julia & Roem“, Ehapa, 96 Seiten, 24,99 Euro

„Es gibt nun einmal Orte, wo Himmel und Erde miteinander sprechen, ich weiß sogar, das wage ich zu behaupten, in welcher Sprache sie sich unterhalten. Wolken und Land tauschen ihre Materie aus, vermischen ihr Partikel, öffnen und recyceln ihre Speicherfragmente. Worte regnen unsichtbar herab, bilden Sätze, spielen mit den Schicksalen… Dieser Ort ist eine Mikrosphäre, die sich in Shakespeare artikuliert… Hier sprechen Himmel und Erde Shakespeare, das weiß ich, weil ich verrückt bin.“

Mit seinem neuen Album „Julia & Roem“ kehrt Enki Bilal in das Universum von „Animal’z“, der düsteren Meeres-Welt der Menschendelphine und animalischer Androiden, zurück. Auch der zweite Teil der aktuellen Bilal-Trilogie setzt sich mit dem Thema Naturelement auseinander. Während „Animal’z“ in einer eigenwilligen, blau-grauen Farbskala gehalten wurde, bedient sich „Julia & Roem“ beige-brauner Töne und fokussiert das Naturelement Erde. Im Zentrum der Geschichte steht ein geheimnisvoller Ex-Militärpfarrer, der auf seinem Roadtrip durch die Wüste die Wege dreier Lebewesen kreuzt und deren Schicksal sich nur durch ihn ändern kann…

Kultzeichner Bilal fasziniert dabei mit einem farblich reduzierten Stil, der der atmosphärischen Dichte seiner Geschichte zusätzlichen Ausdruck verleiht. Ab 16 Jahren empfohlen.

Anna

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Thierry Murat: „Der Mörder weinte“, Schreiber & Leser, 128 Seiten, 18,80 Euro

Diese Graphic Novel basiert auf einem Roman von Anne-Laure Bondoux. In einer düsteren bis sepiafarbenen Palette illustriert Thierry Murrat die Geschichte rund um den Mörder Angel Alleria und versetzt sie mit einer minimalistischen bis poetischen Sprache und einem aussichtsreichem Epilog, so dass man als Leser die fesselnde Harcover-Ausgabe nur schwer aus der Hand legen kann.

Zum Inhalt:

Im tiefen Süden Chiles ist das Leben der Menschen hart und karg wie der Boden. In diesem vom Wind gepeitschten Land sehen sogar Steine aus, als ginge es ihnen schlecht. Nur selten verirren sich Geologen und andere Wissenschaftler zu dem Haus am Ende der Zivilisation, in dem der kleine Paolo Poloverdo mit seinen Eltern lebt. Eines Tages kommt ein Mann in den äußersten Süden. Es ist der von der Polizei gesuchte Mörder Angel Allegria, der Paolos Eltern tötet und den Jungen an sich nimmt. Im Laufe der Zeit entwickelt sich so etwas wie eine vertraute Vater-Sohn-Beziehung zwischen den beiden und Angel scheint sich zu öffnen. Doch als Luis Secunda neben ihnen ein Stück Land pachten und mit ihnen Leben möchte, wird wieder Angels Misstrauen geweckt. Auf Wunsch des kleinen Paolo lässt er Luis dennoch am Leben, der von da an mit Angel um die Vaterrolle konkurriert. Als sich ihre Essensvorräte langsam dem Ende neigen, beschließt das Trio in die Stadt zu reisen, was sich als folgenreicher Fehler heraus stellt…

Anna

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Exotisches Wüstenabenteuer – Lax: „Sarane“ (Schreiber & Leser)

„In die Wüste zu rasen, ohne Essen, ohne Kleidung, ohne Ziel, war Selbstmord, aber ich hatte nichts zu verlieren.“ Mit einer übermütigen Spritztour hinaus in die heiße Wüste will die junge Sarane ihrem faden Ehemann, dem nach Senegal abkommandiertem Offizier Raphael und seinem Fort, entfliehen. Sie wird nicht mehr zurückkehren, denn arabische Nomaden nehmen die junge Frau auf, nachdem sie sich mit ihrem Auto überschlagen hat. Aber auch hier kann Sarane nicht lange bleiben, denn eines Tages taucht der Herrscher der Touareg, Khegh, auf, unterwirft sie und nimmt sie mit in sein Lager. Die starke Sarane wiederum lässt sich nichts bieten, bleibt unabhängig und führt doch eine glückliche Ehe mit Khegh. Erst als ein unerwünschter Gefagener im Lager der Touareg auftaucht, dessen Anziehung Sarane nicht widerstehen kann, scheint ihre Welt zu zerbrechen…

Ein ganzes Leben später erblickt Sarane an einer Pariser Ausfallstraße zufällig einen dieser Männer und kommt von ihrer Vergangenheit nicht mehr los… Christian Lacroix alias Lax bringt mit „Sarane“ eine exzellent gezeichnete und fundierte Geschichte rund um Postfliegerei, Wüste und Macht heraus. Lesenswert? Allemal. Das Ende ist allerdings –  trotz Interview und Hintergrundinformationen im Anhang – etwas enttäuschend und die Graphic Novel für schlappe 16,80 Euro mit 72 Seiten eindeutig zu dünn.

Anna

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