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Bastian Vivès: „Polina“, Reprodukt, 208 Seiten, 24 Euro

Zugegeben: Nach „In meinen Augen“ sind Fans von herausragenden Comics und Graphic Novels im Allgemeinen und von Bastian Vivès im Besonderen – was allein schon den Zeichenstil betrifft – mehr als verwöhnt worden. Anmutig ist wohl das Wort, das den Duktus des Künstlers im besagten Comic um die rothaarige, charmante, junge Frau trifft. Mit „Polina“ hingegen begibt sich Vivès auf neues Terrain. Doch auch für sein breites Oeuvre ist der Franzose längst bekannt. Und so überrascht er in seinem jüngsten Geniestreich mit einer klassischen Ballettstory:

Das Talent der erst sechsjährigen Ballerina Polina Ulinow strahlt bis hin zu Nikita Bojinski, einem der so bewunderten wie gefürchteten Meister des zeitgenössischen Tanzes. Nach bestandener Aufnahmeprüfung entwickelt sich Polina unter seiner Anleitung zur erfolgreichen Künstlerin – trotz aller Zwänge festen Willens, ihre Unabhängigkeit zu bewahren …

In dunklen Braun- und Grautönen gehalten, zeichnet Vivès ein zärtliches und zugleich schonungsloses Bild des klassischen Balletts, in dessen Fokus das komplizierte Verhältnis zwischen Meister und Schülerin steht. Auch wenn Vivès Zeichenstil auf den ersten Blick minimalistischer wirkt als in „In meinen Augen“, so gelingt es ihm erneut alle Emotionen der beteiligten Figuren allein durch zarte Andeutungen mimischen Ausdruck zu verleihen – wofür Vivès zurecht der „Grand Prix de la Critique“ Ende Januar auf dem Comic-Festival in Angoulême verliehen wird. Übrigens: Es war Herbert Grönemeyers „Demo“-Video, das Bastian Vivès dazu inspirierte sich mit dem Thema Balett zu beschäftigen.

Anna

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Craig Thompson: HABIBI (Reprodukt, 672 Seiten, 39 Euro)

Sechs Jahre nach dem international erfolgreichen und vielfach preisgekrönten „Blankets“ legt Craig Thompson endlich seine mit Spannung erwartete Graphic Novel „Habibi“ vor – ein modernes Märchen aus 1001 Nacht: Vor einer fantastischen Kulisse aus orientalischen Wüstenlandschaften, märchenhaften Harems und der allgegenwärtigen Kluft zwischen „Erster“ und „Dritter Welt“ erzählt „Habibi“ die bewegende Geschichte von Dodola und Zam – zwei Sklavenkindern, die der Zufall eint, das Schicksal auseinander reißt, und deren tiefe Liebe zueinander allen Widrigkeiten zum Trotz überdauert.

Craig Thompson ist bisher der einzige Zeichner und Autor, der in einem Jahr bei allen drei der größten und wichtigsten Comicauszeichnungen der USA (Harvey-, Eisner- und Ignatz-Awards) jeweils in zwei unterschiedlichen Kategorien ausgezeichnet wurde. Vielschichtig, mitreißend und in Bildern von opulenter Pracht ist nun auch sein jüngster Geniestreich „Habibi“ eine außergewöhnliche, epische Liebesgeschichte, eine eindringliche Parabel über das gemeinsame Erbe von Islam und Christentum und allem voran eine Ode an die Magie des Geschichtenerzählens, die zurecht in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Absolut lesenswert!

Anna

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